Legendärer Hirschberg-Abfahrtslauf


Die Hirschberg-Abfahrt wurde im Jahre 1940 unter Alois Jaretz errichtet.

Anfänglich hatte dieses Vorhaben von den betreffenden Waldbesitzern und den Jägern keine Zustimmung. Dazu wurde, wie in den Aufzeichnungen angeführt, eine Protestversammlung in einem Sennhaus, vermutlich in Hirschbergsau, abgehalten. Dabei kam es dann doch zum Einvernehmen der Betreffenden.

Hirschberg-Abfahrtslauf-mit Beschreibung

Die Strecke verlief vom Gipfelkreuz des Hirschbergs in östliche Richtung über den sogenannten „Oberen Steilhang“ zum Unterhirschberg. Dann unterhalb des dortigen Hauses über „Sutter‘s obere Viehweide“ zur Wiese bei „Dorn Marie‘s Stadel“. Am Ende dieser Wiese dann über eine Felskante zu einer größeren Waldlichtung, die als der „Untere Steilhang“ bezeichnet wurde. Jene Läufer, die von der anspruchsvollen Felskante zu viel Respekt hatten, konnten diesen Felsrücken über den sogenannten „Karusiererweg“ umfahren. In der Folge führte die Strecke in östlicher Richtung zum Hirschbergsauerbach mit anschließendem Ziel in der Nähe des ehemaligen Hofes von Feßler Maria, derzeit Wohnhaus Hirschbergsau 112.

Die Streckenlänge betrug zirka 2,4 km. Für den Ausbau der Abfahrtsstrecke war die Erstellung von zwei Skibrücken notwendig. Die erste wurde unterhalb des Hauses Unterhirschberg über eine Geländemulde, die zweite am Ausgang des „Unteren Steilhanges“ über den kleinen Bach erstellt. Weiters wurden Felssprengungen oberhalb von „Dorn Marie‘s Stadel“ und in einigen Bereichen Ausholzungen mit Fällen von Birken und Tannen vorgenommen.

Im Jahre 1944 erfolgte eine Änderung der Streckenführung. Ab dem „Unteren Steilhang“ führte die Strecke mit dem Abschnallen der Skier und einem „Zu-Fuß-Aufstieg“ von etwa 150 Metern zu „Reuteler‘s Höhe“, dann anschließend zum Ziel in der Nähe des Hauses Sinz, Reutele 117. Somit war die Streckenlänge bei zirka 2,3 km unwesentlich kürzer.
In den 50er-Jahren wurde der Start verändert, dieser erfolgte dann von der ersten Anhöhe oberhalb des „Oberen Steilhanges“.
Infolge der vermehrt verwendeten Langriemenbindungen, dadurch war das Ab- und Anschnallen der Skier zu zeitaufwendig, wurde das Ziel Ende der 50er-Jahre nach oben zum „Unteren Steilhang“ verlegt. Daraus ergab sich eine Streckenlänge von zirka 1,6 km.

Hirschberg-Abfahrtslauf mit geänderter Streckenführung

Zu Weihnachten 1940, am Stefanstag, wurde der 1. Hirschberg-Abfahrtslauf ausgetragen. Als Sieger ist Josef Huber aus Thal vermerkt. Die Laufzeit ist nicht angegeben.
Bereits Mitte Jänner 1941 erfolgte der 2. Hirschberg-Abfahrtslauf. Dabei gingen Josef Huber aus Thal und Egon Wehinger aus Langen mit der Laufzeit von 5 Minuten und 16 Sekunden zeitgleich als Sieger hervor.

Josef SchmelzenbachIm Jahre 1944, nach der geänderten Streckenführung mit dem Ziel in Reutele, betrug die Laufbestzeit aufgestellt von Josef Schmelzenbach aus Langen 5 Minuten und 58 Sekunden. Dazu ist anzuführen, dass in den ersten Jahren auf eine entsprechende Pistenpräparation nicht sonderlich geachtet wurde. Das Durchtreten der Strecke erfolgte meist erst am Renntag und von den startenden Läufern selbst.

 

 

 

Edelbert Jaretz1947 lag die Bestzeit bereits bei 4 Minuten und 44 Sekunden, erreicht von Edelbert Jaretz.
1958 fuhr Johann Speckbacher aus Doren die Laufbestzeit mit 4 Minuten und 30,2 Sekunden. Im Jahre 1959 wurde das Ziel nach oben zum unteren Steilhang verlegt. Die Laufbestzeit für diese verkürzte Strecke erreichte Georg Huber aus Sulzberg im Jahre 1961 mit 1 Minute und 51,2 Sekunden.

 

 

 

Ab den 50er-Jahren bis letztmalig 1963 wurde der Hirschberg-Abfahrtslauf, der einen immer größeren Bekanntheitsgrad in der Region und auch im benachbarten Allgäu erlangte, mit dem fixen Termin am Dreikönigstag, den 6. Jänner als verbandsoffener Bewerb mit Auslandsbeteiligung jährlich durchgeführt. Die Teilnehmeranzahl betrug bei den einzelnen Rennen über 60 Läufer.

Der Hirschberg-Abfahrtslauf war zudem mit der spektakulären Streckenführung über Felskanten, mit Steilhängen, Skibrücken und „hautnah an Bäumen vorbei“, eine besondere Herausforderung für die Läufer. In den Aufzeichnungen wurde von „rassigen Stürzen“ berichtet und in den Protokollen jeweils der Vermerk über Unfälle und Skibrüche festgehalten. Somit war auch bei jedem Rennen ein Rettungsdienst erforderlich.
Es waren mehrfach Verletzte zu verzeichnen, die dann mit Hornerschlitten, von denen in der Regel zwei Stück zur Verfügung standen, abtransportiert wurden. Von einem besonderen Vorfall wurde berichtet: Im Jahre 1953 erst zum Zeitpunkt der Siegerehrung wurde ein Rennläufer vermisst. Nach erfolgter Suchaktion wurde dieser verletzt unter der Skibrücke beim Unterhirschberg aufgefunden. Es handelte sich dabei um den späteren Kronenwirt von Thal, Kresser Oswald.

Im Jahre 1954 erfolgte die Durchführung des Rennens mit einem Massenstart der Läufer.
Alfred Österle berichtet von einem Massensturz nach dem Start bei der Einfahrt in den „Oberen Steilhang“, in den die meisten der etwa 20 Teilnehmer verwickelt waren.

Die Notwendigkeit einer besseren Pistenpräparation in den späteren Jahren verlangte besondere Anstrengungen. Etwa eine Woche vor dem Renntag wurde die Strecke mehrmals mit Skiern durchgetreten. Da oftmals sehr viel Schnee lag, war dies eine überaus schweißtreibende Aufgabe.

Der Abfahrtslauf war auch ein besonderer Zuschauermagnet. Wie in den Aufzeichnungen von 1947 vermerkt, waren Bundesrat Eugen Leißing, Gendarmeriebeamte, die Zollwache und die französischen Besatzungsgendarmen unter den zahlreichen Zuschauern.
Die Anreise der Läufer erfolgte bis in die 50er-Jahre meist zu Fuß. So fuhren die Teilnehmer aus Sulzberg mit den Skiern erst bis zur Rotach und gingen dann zu Fuß zur Rennstrecke.

Die zunehmende Gefährlichkeit der Abfahrt, beeinflusst durch die in den späteren Jahren härter präparierte Piste und des verbesserten Skimaterials, stand oftmals zur Diskussion. Besonders im Jahre 1959, nachdem drei Verletzte mit zwei Beinbrüchen und einer Schulterverletzung zu beklagen waren. Dies führte auch zur letztmaligen Austragung im Jahre 1963. Bei diesem Lauf waren wiederum drei Verletzte zu beklagen.

Erinnerungen von Walter Läßer, der am Hirschberg-Abfahrtslauf erstmals als Zwölfjähriger im Jahre 1958 und dann jährlich bis zum letztmaligen Rennen im Jahr 1963 teilnahm:
Nach dem Start ging‘s meist über eine angewehte Schneewächte von bis zu 1,5 Metern Höhe mit relativ hoher Geschwindigkeit dem „Oberen Steilhang“ zu. Mit der Umfahrung von einigen Tannen wurde das Tempo etwas gedrosselt und der Steilhang konnte anschließend in direkter Linie befahren werden. Am Ausgang des Hanges befand sich eine seitlich abfallende und dadurch besonders konzentriert zu fahrende Kante mit einem Sprung von bis zu zwölf Metern ins Flache. Dabei ging‘s „hautnah“ an einer großen Buche vorbei, die Walter aufgrund des entsprechenden Respekts heute noch bildlich in Erinnerung ist. Nach dem Sprung nahm man als Läufer die ersten größeren „Löcher“ in der Piste wahr. Diese wurden von jenen Läufern, die den Sprung nicht durchgestanden hatten, „produziert“. Dies war dann besonders bitter, da das folgende Flachstück von etwa 100 Metern mit Stockschub bewältigt werden musste.
Jene Läufer, die den Steilhang gut überwunden hatten, nahmen das Tempo bis zum Haus Unterhirschberg mit. Hier standen in der Regel drei Pflichttore, um die Geschwindigkeit auf die zirka 1,5 Meter breite und acht Meter lange Skibrücke und die anschließende Geländemulde in „Sutter‘s Obere Viehweide“ entsprechend zu verringern. Diese Kompression hatte es „in sich“ und war sehr schwer zu befahren. Folglich häuften sich hier wiederum die „Löcher“. Von dieser Wiese ging‘s dann nach einem leichten Linksschwung auf einer Geländekante an Felsblöcken vorbei durch eine Waldschneise. Bei dieser unübersichtlichen Geländekante war unbedingt notwendig, den Schwung vorher fertig zu haben, um nicht zwischen den Bäumen im Wald zu „landen“. Der anschließende Hang bei „Dorn Marie‘s Stadel“ mit den zwei „Kamelbuckeln“ wurde den Läufern oftmals zum Verhängnis. Die beste Lösung war, die Geländemulde von etwa zehn Metern zu überspringen.
Anschließend, nach einem kurzen Flachstück, führte der Lauf nach einigen Pflichttoren über eine Felskante zum „Unteren Steilhang“. Der Sprung über die Kante mit den nachfolgenden Bodenwellen war eine besondere Herausforderung. Jene Läufer, für die die Felskante zu anspruchsvoll war, konnten diese über den sogenannten „Karusiererweg“ umfahren. Auch der Ausgang des Hanges, mit einer Geländekante und einem leichten Rechtsschwung sowie der folgenden Senke mit der Skibrücke verlangte eine konzentrierte Fahrweise. Somit forderte der gesamte Hang oftmals seine „Opfer“.
Nach der Senke mussten die Skier abgeschnallt werden und es folgte ein „Zu-Fuß-Aufstieg“ von etwa 150 Metern zu „Reutelers Höhe“. Die anschließende Abfahrt zum Ziel im Reutele forderte dann mit den tückischen Bodenwellen vor der Zieldurchfahrt nochmals die Konzentration der Läufer.